Der Draghi-Crash» von Markus Krall: Ein Weckruf, der hoffentlich nicht verhallt.
Am 12. Juni erscheint im Finanzbuchverlag das neue Buch des renommierten Risikomanagers Markus Krall „Der Draghi-Crash“ – und sein Inhalt hält, was der hoch-provokante Titel verspricht. Es geht dabei um nicht weniger als um eine Generalabrechnung mit der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und die mit ihr im Tandem agierende Europäische Bankenaufsicht SSM sowie der EBA.
Der frühere Chefvolkswirt und Mitglied des Direktoriums der EZB, Prof. Jürgen Stark schreibt über das Buch: „Ein sehr ernst zu nehmendes Thema, das uns alle betrifft! Das Buch ist ein Weckruf, der hoffentlich noch rechtzeitig kommt und nicht zu schnell verhallt. Eloquent und beeindruckend dokumentiert Markus Krall den Verlust der Wertschätzung unserer marktwirtschaftlichen Ordnung. Die Politik, einschließlich die der EZB, handelt kurzfristig und orientierungslos. Eingriffe in die Märkte und in die freie Preisbildung sind an der Tagesordnung und führen zu massiven Verzerrungen. Der Zins hat seine wichtige wirtschaftliche Signal- und Steuerungsfunktion verloren – wir befinden uns damit im wirtschaftlichen Blindflug. Äußerst überzeugend arbeitet Markus Krall die absehbaren bitteren Folgen einer Politik heraus, die den Kompass weggeworfen hat und die unsere Freiheit mehr und mehr bedroht.“
Markus Krall ist promovierter Diplom-Volkswirt und arbeitete während seiner Dissertation als Inhaber des Monbusho-Stipendiums der japanischen Regierung an der Kaiserlichen Universität in Nagoya. Nach dem Beginn seiner Karriere im Vorstandsstab der Allianz AG arbeitete er als Berater in der Boston Consulting Group, bevor er Oliver Wyman in Deutschland mit aufbaute. 2003 wechselte er als Partner zu McKinsey, wo er die Risikomanagement-Practice leitete, und organisierte später die Initiative zur Gründung einer europäischen Ratingagentur. 2014 trat er bei der unabhängigen Beratung goetzpartners als Management Director ein. Er leitet dort die Financial Institutions Practice. Er verfügt damit über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Bank- und Versicherungswirtschaft mit Fokus auf Risikomanagement, Strategie und Digitalisierung.
Das Buch von Markus Krall zeigt erstmals auf, wie die Politik von Null- und Negativzins nicht nur die Erträge der Banken nachhaltig erodiert, sondern auch wie bisher weitgehend verborgene Mechanismen die Qualität der Kreditportfolien der Banken soweit geschädigt haben, dass sich unbemerkt hunderte, ja sogar tausende Milliarden von Euro akut ausfallgefährdeter Kredite dort angesammelt haben. Diese Hochrisiko-Kredite sind bisher weder auf dem Radarschirm des Risikomanagements der Kreditwirtschaft, noch auf dem der eifrig herumwieselnden Europäischen Bankenaufsicht erkannt worden. Sie entstehen durch die Nullzinsinduzierte Zombifizierung der Unternehmenswelt:
Die Subvention von Nullzinsen und schwachem Euro verhindert seit zehn Jahren, dass Unternehmen, die ineffizient und unproduktiv sind, vom Markt durch ihre Pleite und Abwicklung aussortiert werden. Diese Unternehmen fragen überdurchschnittlich viele Kredite nach. Sie sind aber eigentlich Zombies, deren Pleite bei einer Zinserhöhung oder einer konjunkturellen Störung nachgeholt wird. Von Ihnen haben sich jetzt in ganz Europa Millionen angesammelt.
Die Kreditrisikosysteme der Banken, insbesondere ihre internen Ratings (von denen die Mehrzahl in Deutschland, Österreich und anderen Ländern unter Federführung des Autors entwickelt wurde!) werden durch den Nullzins in ihrer Risikoerkennung behindert und erkennen so das Problem nicht. Zins-Tilgungsdeckung, Profitabilitätskennzahlen und über freizügige Kreditvergabe auch Liquiditätskennzahlen geben falsche Bonitätssignale. Die ausfallgefährdeten Kredite dürften sich auf mittlerweile mindestens 1.000 bis 1.500 Mrd. Euro in den Ländern der Währungsunion belaufen. Sie kommen zu den 1.000 Mrd. Euro bereits schlecht gewordenen Krediten hinzu, die der überforderte Präsident der European Banking Authority EBA, Andrea Enria, neulich zugegeben hat und die einer Lösung harren.
Die Banken können sich aus dem von der Geldpolitik verschuldeten Schlammassel nicht selbst befreien, weil Geldpolitik und Regulierung sie von zwei Seiten in die Zange genommen haben: Während der Negativzins die Sparmargen der Banken vor Kosten negativ gemacht hat und den Instituten somit für Sparbücher Milliardenverluste entstehen, ist auch die Marge durch Fristentransformation durch die flache Zinsstrukturkurve praktisch abgeschafft. Sie kann nur noch zu unvertretbaren Risiken realisiert werden. Da alle Banken versuchen, dies mit Ertragswachstum in der Kreditmarge zu kompensieren, drängen alle in dieses Geschäft und zerstören auch dort die risikoadjustierten Margen.
Die Aufsicht ist auch nicht untätig bei diesem Zerstörungswerk: Sie überflutet die Banken mit Vorschriften des Mikromanagement und des Kleinklein und erzeugt dabei Kosten in Höhe von 15 – 20% der Erträge. Dabei überzieht sie die Banken vor allem mit einem immer enger werdenden und an Konsistenz mangelnden regulatorischen Berichtswesen.
Die Flut an Daten, die dabei wenig strukturiert erhoben wird, kann überhaupt nicht mehr von der Aufsicht gelesen, verarbeitet oder sinnvoll interpretiert werden. Dabei glauben SSM/EZB und EBA auch nach vier fehlgeschlagenen Stresstests, dass die Menge an Datenmüll, die sie produzieren lassen, sie klüger machen würde. In Wahrheit wachsen nur Datenfriedhöfe und die Bürokratie ins unermessliche.
Die Stresstests sind ein Beispiel für dieses Komplettversagen. Markus Krall bezeichnet sie als die Potemkin´schen Dörfer der Europäischen Bankaufsicht. Er zeigt im Detail auf, welches methodische Komplettversagen und welche Fehler zwingend dazu geführt haben, dass die aus den Stresstests gewonnenen „Erkenntnisse“ noch vor ihrer Veröffentlichung bereits wertlos waren. Nach jedem Stresstest musste die konsternierte Öffentlichkeit daher erleben, wie Institute, denen man zuvor beste Gesundheit bescheinigt hatte, kurze Zeit später in Schwierigkeiten gerieten. Der größte 2014 durchgeführte Stresstest, erstmals unter der Verantwortung der EZB, geriet zu einem Desaster. Die Verantwortlichen weigern sich bis heute, es zur Kenntnis zu nehmen.
Während man bei der Bekanntgabe der Ergebnisse behauptete, dass die 126 größten Banken Europas in Summe nur eine Kapitallücke von 10 Mrd. Euro gehabt hätten, musste der Hauptverantwortliche, der Präsident der EBA, Anfang 2017, also nur gut zwei Jahre später, zugeben, dass es im Europäischen Bankensystem 1.000 Mrd. Euro schlechter Kredite gibt, für die man jetzt dringend eine europäische Bad Bank brauche. Die vier größten Banken Griechenlands, die bei einer Kreditsumme von 210 Mrd. Euro und 110 Mrd. Euro schlechten Krediten nur 9 Mrd. Euro echtes Eigenkapital hatten (die anderen 17 Mrd. Euro waren griechische Steuergutschriften), bestanden den Stresstest ebenso gut wie die italienischen Banken, die kurze Zeit später dort unter Verletzung der erst vor kurzem unterzeichneten Bailout-Regeln vom italienischen Staat gerettet werden.
Aus diesen und vielen weiteren Fakten zieht Markus Krall einen klaren Schluss: Europas Bankensystem ist von innen durch Zinspolitik und Regulierung ausgehöhlt. Sein Kollaps ist eine Frage der Zeit und davon bleibt nicht mehr viel. Er nennt dieses Ereignis den „Draghi-Crash“, weil er den Präsidenten der EZB als den Hauptverantwortlichen für die Destabilisierung des Finanzwesens ansieht.
(Austrian Institute)
Dr. Markus Krall, Der Draghi-Crash. Warum uns die entfesselte Geldpolitik in die finanzielle Katastrophe führt.
Hardcover, 208 Seiten
voraussichtlich ab 12. Juni 2017 lieferbar.
ISBN: 978-3-95972-072-4
17,99 €
Zahlreiche Vordenker aus Politik, Wirtschaft und Geldpolitik unterstützen die Thesen des Autors mit autorisierten Zitaten.